Wie viel Fläche wird für Windkraftanlagen benötigt?
Wissenschaftliche Belege zeigen...
Windkraftanlagen benötigen weniger Fläche pro erzeugte Kilowattstunde als fossile Brennstoffe, und die für die Netto-Null-Emissionen benötigte Fläche wird einen deutlich geringeren Fußabdruck haben als die rund 1,8 bzw. 1,4 Millionen Hektar, die derzeit für die Erdgas- bzw. Ölförderung genutzt werden.
Windkraftanlagen nehmen zu viel Fläche in Anspruch
"Die geringe Energiedichte des Windes bringt einen enormen Bedarf an Materialien und Land- bzw. Meeresfläche mit sich." (Wind Watch)
Dem Bericht Net-Zero America der Princeton University aus dem Jahr 2021 zufolge werden die Windkraftanlagen, die in den Vereinigten Staaten zum Erreichen der Netto-Null-Emissionen 2050 benötigt werden, einen direkten Fußabdruck von circa 245.000 bis 1.003.300 Hektar haben (damit ist die Fläche gemeint, die von Zufahrtsstraßen und Fundamenten der Windkraftanlagen bedeckt wird)1. Das ist deutlich weniger als die rund 1,8 bzw. 1,4 Millionen Hektar, die derzeit für die Erdgas- bzw. Ölförderung genutzt werden2.
In einigen Analysen wird der Flächenbedarf für die Windenergie deutlich überschätzt, da entweder die ungenutzte Fläche zwischen den Turbinen einbezogen oder ein Maß verwendet wird, das als „visuelle Umweltverschmutzung“ bezeichnet wird und die Fläche miteinbezieht, von der aus die Turbinen sichtbar sind. Dazu erklärt Amory Lovins: „Die Behauptung, dass die Fläche zwischen Windkraftanlagen ‚in Anspruch genommen wird‘, ist vergleichbar mit der Aussage, dass die Laternenpfähle auf einem Parkplatz dieselbe Fläche haben wie der Parkplatz selbst: In Wirklichkeit bleiben etwa 99 Prozent der Fläche zum Fahren, Parken und Gehen verfügbar“ (Lovins 2011). Wenn eine Windkraftanlage auf Ackerland errichtet wird, nimmt sie in der Regel nur etwa 5 % der Projektfläche in Anspruch, sodass der Rest für die Landwirtschaft und andere Verwendungszwecke zur Verfügung steht3.
Außerdem können Windkraftanlagen – je nach Standort und verwendeter Technologie – weniger Land pro erzeugter Kilowattstunde benötigen als fossile Brennstoffe. Einem Bericht der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) zufolge liegt der Gesamtflächenbedarf für Windenergie im Jahr 2022 zwischen 0,3 und 1 m2/kWh. Der genaue Wert hängt von der Art des Windturms, dem Onshore- oder Offshore-Standort und der jeweiligen Lage der Turbine ab. Im Vergleich dazu liegen die Werte für Erdgas zwischen 0,6 und 3,3 m2/kWh und für Kohle zwischen 7,2 und 23,8 m2/kWh. In dem UNECE-Bericht wird darauf hingewiesen, dass diese Berechnungen die Technik der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) nicht berücksichtigen, deren Einsatz zwar die Emissionen verringern, aber die Landnutzung erhöhen würde4.
Windenergie benötigt auch weit weniger Fläche im Vergleich zu Biomasse. Für die Nutzung zweckbestimmter Biomasse werden durchschnittlich 160.000 Hektar Land pro Terawattstunde pro Jahr verbraucht. Im Gegensatz dazu beträgt der Flächenbedarf für Windenergie nur 170 bzw. 15.000 Hektar pro Terawattstunde pro Jahr, wenn man den direkten Fußabdruck der Windenergie bzw. die Fläche zwischen den Turbinen miteinbezieht (Lovering et al. 2022).
Abbildung 1: Durchschnittlicher Flächenenergieertrag, gemessen in Hektar pro Terawattstunde pro Jahr. Quelle: U.S. Global Change Research Program (Visualisierung der Daten entnommen aus Lovering et al. 2022).
Fossile Energieerzeugung hat auch schädliche und dauerhafte Auswirkungen auf die benötigte Landfläche. Bei Förderung, Transport und Verteilung von Erdöl und Erdgas kommt es häufig zu Austritten, die Boden und Wasser schädigen. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass bei zwischen 2 % und 16 % der unkonventionellen Öl- und Gasbohrungen jedes Jahr ein Austritt gemeldet wurde, wobei in einigen Bundesstaaten mehr Austritte zu verzeichnen waren als in anderen (Patterson et al. 2017). In der Umgebung von Abbaustätten ist die Rekultivierung aufgrund häufig auftretender Lecks schwierig (Allred et al. 2015). Die betroffenen Flächen sind oft langfristig geschädigt und können nur in begrenztem Umfang genutzt werden. Darüber hinaus können stillgelegte Kohlebergwerke und verwaiste Öl- und Gasbohrungen die öffentliche Gesundheit weiter gefährden, indem sie das Grundwasser verunreinigen, Methan und andere schädliche Gase freisetzen und – im Falle stillgelegter Kohletagebaue – sogar zu einer anhaltenden Gefahr durch herabfallende Felsbrocken führen5. Derzeit gibt es in den Vereinigten Staaten über 130.000 dokumentierte verwaiste Öl- und Gasbohrstätten6. Im Bundesstaat Kentucky sind fast 40 % der angeblich "aktiven" Kohlebergwerke "praktisch stillgelegt"5.
Im Gegensatz dazu können kommerzielle Windparks mit deutlich weniger Störungen in Amerikas Weide- und Ackerland integriert werden. Die unmittelbar benötigte Fläche für Windparks ist relativ gering. Nach Angaben des Energieministeriums würde die Versorgung von 35 % des US-Stromnetzes durch Windkraftanlagen eine Fläche von 3.200 km2 (320.000 Hektar) benötigen, einen kleinen Bruchteil der über 930 Millionen Hektar Landfläche der Vereinigten Staaten7. Außerdem gibt es innerhalb von Windparks reichlich Platz für weitere Landnutzungen: Das National Renewable Energy Laboratory schätzt, dass etwa 98 % der Fläche eines Windparks für die Landwirtschaft oder andere Verwendungszwecke zur Verfügung stehen8. Darüber hinaus können sich Pflanzen- und Tierarten in unmittelbarer Nähe des Fundaments einer Turbine sicher entwickeln und ausbreiten. Dies kann dazu beitragen, dass einheimische Arten gedeihen und Landwirte auch nach der Installation von Windkraftanlagen weiterhin Ackerbau betreiben und Tiere weiden lassen können9. Die Rekultivierung von Solar- und Windenergiestandorten kann beginnen, sobald die Anlagen in Betrieb sind, da Solar- und Windenergie im Vergleich zu anderen Energiequellen nur geringe Bodeneingriffe erfordern (Dhar et al. 2020).
Schließlich schadet der durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursachte Klimawandel direkt den Wäldern, Ozeanen, Nutzpflanzen und der Tierwelt, indem er unter anderem Lauffeuer, Algenblüten, Dürren und extreme Wetterereignisse verursacht, die das Landschaftsbild stark beeinträchtigen10. Windenergie hingegen trägt zum Schutz lokaler Landschaften bei, indem sie Klimaauswirkungen abmildert.
Footnotes:
[1] Eric Larson et al., Net-Zero American: Potential Pathways, Infrastructure, and Impacts: Final Report, Princeton University, 247 (Oct. 29, 2021) at 245. Der Bericht sagt voraus, dass die "gesamte Windparkfläche" deutlich größer sein wird, aber diese Zahlen beinhalten die gesamte sichtbare Fläche der Windparks.
[2] Dave Merrill, The U.S. Will Need a Lot More Land for a Zero-Carbon Economy, Bloomberg (June 3, 2021).
[3] McGill University, Clearing the air: Wind farms more land efficient than previously thought, ScienceDaily, Apr. 17, 2024.
[4] Carbon Neutrality in the UNECE Region: Integrated Life-cycle Assessment of Electricity Sources, United Nations Economic Commission for Europe (UNECE), United Nations, 70 (2022).
[5] See Orphaned Wells, U.S. Dep’t of Interior (last visited Apr. 1, 2024); James Bruggers, Congressional Office Agrees to Investigate ‘Zombie’ Coal Mines, Inside Climate News, Jan. 12, 2024.
[6] Federal Orphaned Well Program, U.S. Bureau of Land Management (last visited Apr. 1, 2024).
[7] Wind Vision: A New Era for Wind Power in the United States, U.S. Department of Energy, 105 (2015) at 139; Land and Natural Resources, Economic Research Service, U.S. Dep’t of Agriculture, (last visited March 25, 2024).
[8] Paul Denholm et al., Examining Supply-Side Options to Achieve 100% Clean Electricity by 2035 at 51, Nat’l Renewable Energy Laboratory, 2022.
[9] Molly Bergen, How Wind Turbines are Providing a Safety Net for Rural Farmers, World Resources Institute (October 13, 2020).
[10] Savannah Bertrand, Fact Sheet: Climate, Environmental, and Health Impacts of Fossil Fuels, Environmental and Energy Study Institute (December 17, 2021).
Diese Erklärung basiert auf der Veröffentlichung "Rebutting 33 False Claims About Solar, Wind, and Electric Vehicles" vom Sabin Center for Climate Change Law an der Columbia Law School. Die deutsche Übersetzung wurde im Rahmen des MA-Kurses Projektarbeit „Skeptical Science“ unter der Leitung von Simona Füger und Nicole Keller an der Universität Heidelberg von Julia Hellwig, Damianus Pawlak, Isabel Schmitt, Yasmin Speltz, Andrei Sumcov und Ulrike Weber erstellt.
Translation by BaerbelW, . View original English version.
Der Irrglauben...