Wie sieht ein Vergleich zwischen der mittelalterlichen Warmzeit und den aktuellen globalen Temperaturen aus?
Wissenschaftliche Belege zeigen...
Obwohl es während der mittelalterlichen Warmzeit in einigen Regionen ungewöhnlich hohe Temperaturen gab, war der Planet global betrachtet kälter als es zur Zeit ist.
„Fürs Erste reicht es jedoch aus, dass die mittelalterliche WARMzeit als global und wärmer als heute nachgewiesen wurde.“ (Musings from the Chiefio)
Kurz und knapp
Um dieses Thema zu untersuchen, muss die erste Frage sicherlich lauten: Was war die mittelalterliche Warmzeit? Die Antwort liegt in der dunklen und fernen Vergangenheit, zumindest aus heutiger menschlicher Sicht. Im Vergleich zum Alter der Erde, das 4,5 Milliarden Jahre beträgt, ist es ein Bruchteil eines sehr kleinen Bruchteils eines Wimpernschlags. Aber lassen Sie uns fortfahren.
Der Zeitraum, der unter Archäologen als Common Era (CE) bekannt ist, umfasst grob die letzten 2000 Jahre. Vor Jahrzehnten wurde er in eine Reihe von Klimaepochen unterteilt. Obwohl es keine einheitliche Meinung über ihre genaue Dauer gibt, umfasste die „Römische Warmzeit“ die ersten Jahrhunderte. Die „Mittelalterliche Kaltzeit“ erstreckte sich von etwa 400 bis 800 n. Chr., die „Mittelalterliche Warmzeit“ von 800 bis 1200 n. Chr. und die „Kleine Eiszeit“ von 1200 bis 1850 n. Chr.
Jede dieser Klimaepochen hat ihren Ursprung in alten paläoklimatischen Funden aus der nördlichen Hemisphäre. Vor Jahrzehnten ging man davon aus, dass jede dieser Epochen globale Ausmaße gehabt haben muss. Seitdem hat sich die Klimatologie jedoch stetig weiterentwickelt. Es wurden immer neue Methoden zur Rekonstruktion des Klimas der gemeinsamen Ära entdeckt und verfeinert. Die Erfassung wurde von diesen wenigen Orten auf der Nordhalbkugel auf den gesamten Globus ausgedehnt.
Dank dieser Verbesserungen wissen wir heute, dass viele dieser Erwärmungs- und Abkühlungsereignisse regionale und keine globalen Auswirkungen hatten. Die Idee von Epochen eines global abgestimmten und synchronen Klimas wird durch die Beweislage nicht mehr gestützt. Ja, es war im Mittelalter in Europa warm. Allerdings war es beispielsweise über dem Pazifik viel kühler als heute.
Die kälteste Epoche des letzten Jahrtausends ist als Kleine Eiszeit bekannt. Aber auch hier waren die Auswirkungen nicht überall zur gleichen Zeit gleich, wie in einem kürzlich in Nature veröffentlichten Artikel dargelegt wurde. Die Autoren des Artikels merkten an, dass die Kälte ihren Höhepunkt an weit voneinander entfernten Orten im Abstand von Hunderten von Jahren erreichte. Die kältesten Temperaturen traten im fünfzehnten Jahrhundert im zentralen und östlichen Pazifik auf. Aber im siebzehnten Jahrhundert war es im Nordwesten Europas und im Südosten Nordamerikas am kältesten.
Im Gegensatz dazu fand dieselbe Studie heraus, dass die wärmste Periode der letzten zwei Jahrtausende im 20. Jahrhundert stattfand. Die Wärme betrifft mehr als 98 % des Globus. Dies ist ein solider Beweis dafür, dass die moderne, vom Menschen verursachte globale Erwärmung ungewöhnlich ist. Wie es in dem Artikel heißt, ist sie „in Bezug auf die absoluten Temperaturen einzigartig und auch in der globalen Abdeckung innerhalb der letzten 2.000 Jahre beispiellos“.
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Weiterführende Informationen
Eines der am häufigsten angeführten Argumente derjenigen, die die anthropogene globale Erwärmung leugnen, ist, dass die mittelalterliche Warmzeit (800-1200 n. Chr.) genauso warm oder sogar wärmer war als heute. Dies als Beweis dafür zu verwenden, dass wir die derzeitige Erwärmung nicht verursachen können, ist eine falsche Annahme, die eher auf Rhetorik als auf Wissenschaft basiert. Wo liegen also die Schwachstellen in dieser Argumentation?
Zunächst einmal gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die mittelalterliche Warmzeit in Teilen der Welt, wie z. B. im Nordatlantik, wärmer gewesen sein könnte als heute. Die Erwärmung ermöglichte es den Wikingern, aufgrund der Verringerung des See- und Landeises in der Arktis weiter nach Norden zu reisen, als dies zuvor möglich gewesen war. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass es an einigen Orten viel kühler war als heute, darunter im tropischen Pazifik. Insgesamt wird deutlich, dass die durchschnittliche Wärme der warmen und kalten Orte wahrscheinlich der Erwärmung zu Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts entsprach.
Seit dieser Erwärmung zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die globalen Temperaturen weit über die Werte der mittelalterlichen Warmzeit hinaus angestiegen. Die National Academy of Sciences der USA veröffentlichte 2006 einen Bericht über Klimarekonstruktionen. Im Kapitel „Überblick“ erklärten die Autoren, dass es „wahrscheinlich“ sei, dass die aktuellen Temperaturen höher sind als während der mittelalterlichen Warmzeit, und führten Folgendes an:
„Die derzeit verfügbaren indirekten Belege deuten darauf hin, dass die Temperaturen in den letzten 25 Jahren an vielen, aber nicht an allen einzelnen Standorten höher waren als in jedem anderen Zeitraum vergleichbarer Länge seit 900 n. Chr.“
Weitere seit 2006 gewonnene Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Temperaturen selbst auf der Nordhalbkugel inzwischen weit über die Temperaturen im Mittelalter hinausgehen (Abbildung 1). Dies wurde auch durch eine vielbeachtete Veröffentlichung von 78 Wissenschaftlern aus 60 wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit aus dem Jahr 2013 bestätigt. Einen Blogbeitrag von Skeptical Science über die Veröffentlichung finden Sie hier.
Further evidence obtained since 2006 suggests that even in the Northern Hemisphere, temperatures have now gone well beyond those experienced during Medieval times (Figure 1). This was also confirmed by a major paper from 78 scientists representing 60 scientific institutions around the world in 2013. A Skeptical Science blog-post about the publication may be read here.
Abbildung 1: Temperaturrekonstruktion der Nordhalbkugel von Moberg et al. (2005) in Blau, Instrumententemperaturen der NASA in Rot.
Zweitens hat die mittelalterliche Warmzeit bekannte Ursachen. Diese erklären sowohl das Ausmaß der Wärme als auch ihr regionales Muster. Wichtig ist, dass sich beide offensichtlich von der heutigen Erwärmung unterscheiden, die hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Basierend auf globalen Paläoklima-Rekonstruktionen der letzten 2.000 Jahre fand eine Studie aus dem Jahr 2019 absolut keine Beweise für vorindustrielle global kohärente kalte oder warme Epochen. Stattdessen wurde festgestellt, dass die wärmste Periode der letzten zwei Jahrtausende im zwanzigsten Jahrhundert stattfand und mehr als 98 % der Erdoberfläche umfasste. Die Studie kam zu dem Schluss, dass diese Periode „nicht nur in Bezug auf die absoluten Temperaturen beispiellos ist, sondern auch in Bezug auf die räumliche Konsistenz im Kontext der letzten 2000 Jahre beispiellos ist“.
In derselben Arbeit merkten die Autoren an, dass insbesondere die kälteste Epoche des letzten Jahrtausends, die lange Zeit als Kleine Eiszeit bezeichnet wurde, ihren Höhepunkt an weit voneinander entfernten Orten und im Abstand von Hunderten von Jahren erreicht zu haben scheint, was sowohl die Regionalität als auch die Ungleichzeitigkeit der Ereignisse stark hervorhebt. Die kältesten Temperaturen traten „im 15. Jahrhundert im zentralen und östlichen Pazifik, im 17. Jahrhundert in Nordwesteuropa und im Südosten Nordamerikas und in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den meisten übrigen Regionen“ auf.
Insgesamt kommen wir zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Die aktuellen Temperaturen sind weltweit höher als in den letzten 2.000 Jahren;
- sowohl Wärme als auch Kälte scheinen in den letzten 2.000 Jahren zeitweise aufgetreten zu sein, jedoch nur auf regionaler und nicht synchroner Basis.
- Die Ursachen der mittelalterlichen Erwärmung sind nicht dieselben wie die der Erwärmung Ende des 20. Jahrhunderts.
Kurzer Faktencheck
Mit einem Klick auf den Thumbnail geht es zum kurzen Faktencheck - "Fact Brief" - entstanden in Zusammenarbeit mit Gigafact:
Informationen bei Klimafakten
Translation by BaerbelW, . View original English version.
Der Irrglauben...