Amerikas Regierungsvertreter sollten ihren offiziellen Bericht zur Klimaforschung lesen.
Vor kurzem veröffentlichte das United States Global Change Research Program (USGCRP) einen Wissenschaftsbericht über den Klimawandel und seine Gründe. Er wurde von Spitzenforschern verfasst und gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand. Jeder kann auf diesen Bericht zugreifen.
Wenn Sie den Klimawandel verstehen möchten, wenn Sie gerne ein einziges Dokument hätten, das unser Wissen zusammenfasst, nutzen Sie diese Chance. Der Bericht ist vollständig, zugänglich und leicht verständlich. Er diskutiert, was wir wissen, woher wir es wissen, wie sicher wir sind und wie wahrscheinlich bestimmte Ereignisse bei einem „weiter so wie bisher“ sind.
In Kürze: Unsere Erde hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts um 1°C (fast 2 °F) erwärmt. Die Welt ist heute wärmer als je zuvor in der modernen Zivilisationsgeschichte.
Das Klima und die Umwelt der Erde haben unterdessen auf die Erwärmung reagiert: Wir sehen, dass die Atmosphäre, die Meere und die Erdoberfläche sich aufheizen. Gletscher schmelzen mit alarmierender Geschwindigkeit. Die Schneebedeckung sinkt und wir erleben Wasserverknappung – vor allem dort, wo Wasser von der Schneeschmelze abhängt.
Die Eismenge geht zurück. Vor allem das Eis auf dem arktischen Meer ist seit Beginn der Messungen erheblich geschrumpft. Durch schmelzendes Landeis und Wärmeausdehnung des Meerwassers steigt der Meeresspiegel. Im Schnitt sind Meere um 18 – 20cm gestiegen, mancherorts um viel mehr. Erstaunlicherweise hat die Hälfte des Anstieges in den letzten 30 Jahren stattgefunden. Heute steigen die Meere so schnell wie in den letzten ca. 3000 Jahren nicht. Und nicht nur das, der Anstieg beschleunigt die Überflutung von Städten.
Dem Bericht zufolge wird das Meer bis Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich um 30 bis 120 cm steigen. Doch auch 2,5m sind nicht ausgeschlossen. Zum Kontext: Heute leben 150 Millionen Menschen nicht mehr als 1 m über dem Meeresspiegel.
Doch auch abseits der Küsten ist man gegen den Klimawandel nicht immun. Der Bericht arbeitet sich durch die Zunahme von Extremwetterereignissen. So nimmt z.B. Starkregen in den USA und weltweit zu. Diese Zunahmen werden sich fortsetzen. Schon heute führen sie zu heftigeren Überschwemmungen. Die Vorhersage, der Wissenschaft, dass nasse Regionen noch nasser werden, bewahrheitet sich gerade.
Auch nehmen extreme Hitzewellen zu. Wir sehen nicht nur mehr Hitzewellen (und strenge Dürren), sondern in den nächsten paar Jahrzehnten wird die Temperatur in den USA den Autoren zufolge um 1,5°C (2,5°F) steigen. Das ist ein enormer Temperaturunterschied (so klein er klingen mag) und er wird das Land verändern. Ähnliches geschieht in anderen Ländern bzw. wird es tun.
Was der Bericht auch zeigt: Der größte Unsicherheitsfaktor für das künftige Klima sind wir selbst. Was werden wir unternehmen? Wir haben die Wahl, jetzt zu handeln, um die zukünftige Erwärmung zu verringern. Oder wir können die Augen vor dem Problem verschließen und später mit den Folgen leben. Diese Entscheidung hat eine riesige Tragweite. Wenn wir energisch an der Reduktion von Treibhausgasen arbeiten, werden wir die Erwärmung bis 2100 vielleicht auf 2°C begrenzen können (verglichen mit vorindustrieller Zeit). Wenn wir wegschauen, dürfen wir mit Erwärmungen von nicht weniger als 5°C rechnen. Welche Auswirkungen das auf Landwirtschaft, Meeresspiegel, Dürren und Wetter hätte, ist kaum auszudenken.
Der Bericht enthält auch Grund zur Hoffnung: Trotz des jüngsten Wirtschaftswachstums haben sich die Emissionen von Treibhausgasen nicht so sehr wir früher beschleunigt. Dies lässt hoffen, dass eine gesunde Wirtschaft mit einer gesunden Umwelt vereinbar ist.
Wer sagt, dass es zu teuer sei, gegen den Klimawandel vorzugehen, wiederholt einen Mythos. Es wäre viel teurer, ihn einfach zu ignorieren und gewähren zu lassen. Hätten wir schon vor Jahrzehnten Maßnahmen ergriffen, als uns die Wissenschaftler erstmals warnten, wären wir heute längst auf dem Weg dahin, den Klimawandel wirksam zu bremsen. Wir haben durch die Leugner Jahre verloren. Je mehr Zeit wir verschwenden, desto mehr Dollar und Leben wird das Problem kosten.
Translation by Oriolus Traillii. View original English version.