Zusammenarbeit mit Facebook im Kampf gegen Falschinformationen
Einige erinnern sich vielleicht an unseren Blogartikel "Eine Zwickmühle: unsere Präsenz auf Facebook", in dem wir unsere mehr als gemischten Gefühle über Facebook sowie unsere Entscheidung fürs erste dort aktiv zu bleiben, zusammengefasst hatten. Die aktuellen Entwicklungen, über die wir in dieser adaptierten Version eines Artikels von John Cooks Cranky Uncle Homepage berichten, kommen deshalb vielleicht überraschend!
In den letzten Monaten haben John Cook, Sander van der Linden (Cambridge Universität) und Tony Leiserowitz (Yale Universität) mit Facebook zusammengearbeitet, um Falschinformationen über den Klimawandel zu widerlegen. Das "Fakten zum Klimawandel" genannte Projekt ging am 18. Februar in Deutschland als das Facebook Klima-Informationszentrum an den Start.
Im Handbuch "Widerlegen, aber richtig 2020" stellen John Cook und 21 weitere führende Wissenschaftler, die sich mit Falschinformationen beschäftigten, die empfohlene Struktur für eine effektive Widerlegung vor: Fakt-Irrglaube-Trugschluss-Fakt. Eine Widerlegung sollte eine faktengestützten Alternative enthalten, d.h. einer Alternative, die eine kausale "Lücke" bei der Erklärung des Geschehens füllt, wenn die Falschinformation korrigiert wird. Es gibt ein (englischsprachiges) Video von John Cook, das diese Dynamik genauer erklärt. Bevor Sie den Irrglauben erwähnen (und das müssen Sie bei einer Wiederlegung), warnen Sie Ihre Zuhörer, dass Sie jetzt gleich etwas Falsches hören werden. Sie sind dadurch vorgewarnt und werden nicht mehr so leicht durch den Irrglauben beeinflusst. Um den Leuten dabei zu helfen, den Konflikt zwischen Fakt und Irrglauben aufzulösen, müssen Sie außerdem den logischen Trugschluss oder die rhetorische Technik erklären, die im Irrglauben zum Einsatz kommt, um die Fakten zu verdrehen (John Cook ging vor kurzem in einem Interview mit Axios darauf ein). Außerdem ist es eine gute Idee, Ihre Widerlegung mit einer erneuten Bestätigung der Fakten abzuschließen. Bekämpfen Sie einprägsamen Irrglauben mit einprägsameren Fakten!
Beim aufmerksamen Lesen wird Ihnen auffallen, dass jede der neuen Widerlegungen diesem Format folgt. Sie beginnt mit dem zentralen Fakt, mit dem der Irrglaube widerlegt wird. Dann wird der Irrglaube in einer Art und Weise erwähnt, die dem Leser anzeigt, dass der Irrglaube falsch ist. Es folgt die Erklärung des Trugschlusses im Irrglauben (mehr dazu weiter unten). Abschließend bestätigt die Widerlegung den zentralen Fakt.
Ein interessanter Aspekt der Widerlegungen auf Facebook ist, dass die Erkärungen der Trugschlüsse nach John Cooks Einschätzung eher "weiche Erklärungen für Trugschlüsse" sind. Im Onlinekurs Denial101x und John Cooks Buch Cranky Uncle vs. Climate Change kommen "harte Erklärungen für Trugschlüsse" zum Einsatz: die spezifischen Trugschlüsse werden dort jeweils explizit benannt (mit netten Icons, um sie einprägsamer zu machen). Ein iterativer Prozess mit Facebook führte zu dieser weicheren Herangehensweise und John Cook würde gern empirisch untersuchen, ob die harten oder die weichen Erklärungen für die Trugschlüsse effektiver sind.
Noch ein letzter wichtiger Punkt: "Fakten zum Klimawandel" ist nur ein kleiner erster Schritt, um Falschinformationen über den Klimawandel angemessen zu begegnen. Faktenchecks zu veröffentlichen ist nur eine der Aktivitäten, über die die Wissenschaftler mit Facebook gesprochen haben. Sie sind schon gespannt auf die weitere Zusammenarbeit, um weitere Lösungen zu erarbeiten ...
Translation by BaerbelW. View original English version.